Unsere Schwerpunkte

Versorgung

1. Wie ist die Ausgangssituation

Das Lebensende geht für die meisten Menschen mit vielfältigen Belastungen einher. Insbesondere im letzten Lebensjahr sind die Versorgungsverläufe durch große Unruhe gekennzeichnet, da häufig unterschiedliche medizinische und soziale Einrichtungen in die Versorgung involviert werden müssen. Valide Daten zu den Versorgungsverläufen sowie -übergängen dieser als besonders vulnerabel einzustufenden Patientengruppe fehlten bisher. Erste Ergebnisse der Studie „Das letzte Lebensjahr in Köln“ konnten zeigen, dass der angemessene Dialog über den baldigen Tod ist ausschlaggebend für die Zufriedenheit von Patient*innen am Lebensende war. Von den Verstorbenen aus dem Großraum Köln wurden knapp zwei Drittel (64 %) darüber aufgeklärt, dass ihre vorliegende Erkrankung zu einem baldigen Tod führen wird. Für das übrige Drittel erfolgte keine Aufklärung dieser Art. Von den zwei Dritteln, die über ihren baldigen Tod aufgeklärt wurden, erhielten 23 % diese Nachricht weniger als einen Monat vor ihrem Tod. Die Nachricht einer tödlich verlaufenden Erkrankung wurde am häufigsten im Krankenhaus überbracht; die Überbringung der unheilbaren Diagnose wurde dort als am wenigsten sensibel eingestuft. Nahestehende und Patient*innen wünschten sich eine frühzeitige und transparente Kommunikation. Was den Sterbeort betrifft, so gaben 68% der Befragten an, dass ihr Angehöriger zu Hause hätte sterben wollen, im Gegensatz dazu war jedoch das Krankenhaus mit 42% der häufigste Sterbeort. Die Zufriedenheit mit der Gesamtversorgung war insgesamt hoch, allerdings schnitten die Krankenhäuser schlecht ab. Die berichtete Unzufriedenheit mit der Gesamtversorgung im letzten Lebensjahr korrelierte signifikant mit dem Empfinden, vom Arzt / der Ärztin im Krankenhaus nicht respekt- und würdevoll behandelt zu werden sowie der Eindruck, dass das Krankenhaus nicht gut mit anderen Diensten außerhalb des Krankenhauses zusammenarbeitete. Es gibt in Köln zwar ein gutes Versorgungsnetz, jedoch hängt der Zugang dazu stark vom jeweiligen Informationsstand der Betroffenen und Beteiligten ab.

2. Wo wollen wir hin? Welche Ziele wollen wir erreichen?

Die AG Versorgung hat sich zum Ziel gesetzt, die die Versorgung im letzten Lebensjahr und auch in der Sterbephase zu optimieren. Ein besonderes Anliegen ist uns, bestehende Versorgungsangebote einem breiteren Publikum bekannt zu machen, um dadurch die Rate der Inanspruchnahme und der aktiven Nachfrage der Angebote zu erhöhen. Hierfür wiederum wichtig ist eine Vernetzung von Angeboten, z.B. mit Seniorenberatungsstellen, Seniorennetzwerken, Krisenanlaufstellen, eine Vernetzung der Caring Community Köln mit Krankenhäusern und Kölner Hausärzt*innen.

Weitere Anliegen sind eine frühzeitige Einbindung palliativer und hospizlicher Themen in die Ausbildung der Alten- und Krankenpflege zu ermöglichen, um so auch die Menschen in den Blick zu nehmen, die – obwohl sie z.B. hochaltrig sind – noch nicht als in ihrem letzten Lebensjahr identifiziert werden, aber dennoch von unterstützenden Angeboten profitieren werden. Hierfür ist auch eine Aufklärung von Pflegeeinrichtungen über palliative und hospizliche Versorgungsangebote relevant.

3. Mit welchen konkreten Maßnahmen können wir unsere Ziele erreichen?

Die AG Versorgung kooperiert eng mit verschiedenen Forschungsprojekten, z.B. der BMBF-Studie „Das letzte Lebensjahr in Köln“ (Teilprojekt des CoReNet) zur Verbesserung des Erkennens des Beginns des letzten Lebensjahres im Krankenhaus oder dem Projekt „Sterben im Krankenhaus“ (Innovationsfonds) und „Sterben zu Hause“ (BMFSFJ). Weitere Maßnahmen sind die Durchführung sogenannter Bürgerforen, um mit Bürger*innen in Köln in einen persönlichen Austausch zu kommen, was aus ihrer Sicht wichtig ist und wo Optimierungsbedarf in Köln besteht. Angedacht sind des weiteren öffentliche Veranstaltungen der AG Versorgung in Kooperation mit Kölner Krankenhäusern, Inhouse-Schulungen für interessierte Senioreneinrichtungen, in Pflegeschulen sowie der Einbezug von Multiplikatoren, z.B. über Stadtteilkonferenzen, Seniorenberater*innen, Pflegedienste.

4. Wie können wir unsere Maßnahmen umsetzen?

Nur durch eine enge Zusammenarbeit mit den Kölner Bürger*innen ist eine Umsetzung der Maßnahmen möglich. Durch das Entwickeln bedarfsgerechter und an den Wünschen und Sorgen orientierter Dienstleistungen und Angebote, durch eine wohnortnahe Beratung und Begleitung, sowie durch neue Vernetzungs- und Kooperationsformen zwischen professioneller Versorgung und bürgerschaftlichem Engagement wird auch ein Sterben zuhause eher möglich, ein Wunsch, den viele Kölner*innen haben. Der Einbezug der Bürger*innen, des Gesundheitssystems und der Politik ist essentiell und entspricht dem „Bürger-Profi-Mix“, also der Zusammenarbeit der Akteure im Sinne eines „so viel Bürger wie möglich und so viel Profi wie nötig“.